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Das Ford-Werk als Ort der deutschen Demokratiegeschichte

Ein Aufsatz von Dr. Lale Akgün

Eindrücke unserer Beraterin Dr. Lale Akgün von der Pressekonferenz der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte am 28.10.2025 in der Nationalbibliothek in Frankfurt. Unser Theaterprojekt wird maßgeblich von der SODG unterstützt.

Dr. Lale Akgün - Politikerin, Soziologin. Foto: Günay Ulutunçok
Dr. Lale Akgün - Politikerin, Soziologin. Foto: Günay Ulutunçok

Die Stiftung

Die Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ ist eine bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Frankfurt am Main.
Die 2021 gegründete Stiftung fördert – nach eigenen Angaben - die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der wechselvollen deutschen Demokratiegeschichte vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dabei wird vom Ort des Geschehens ausgehend, die historische Entwicklung betrachtet, die einen Beitrag zur Demokratiebildung und Bürgerbeteiligung geleistet hat. Ziel ist es, das Geschichtsbewusstsein in Fragen der Demokratie zu fördern, gerade mit dem Link zu den Herausforderungen unserer Zeit. Durch die Förderung von 88 Projekten und Kooperationen will die Stiftung das Bewusstsein für die Demokratie und ihre Orte fördern. Die Stiftung führt auf ihrer Webseite viele bekannte und weniger bekannte Orte auf, die für die Demokratie entscheidend waren; von A wie das Abgeordnetenhaus in Berlin bis Z, der Zionskirche, in der Dietrich Bonhoeffer gewirkt hat.

Baha und die wilden 70er

Das Musical, der den sogenannten wilden Streik bei den Ford Werken thematisiert, sorgte dafür, dass dort ein Ort entstand, mit dem man nicht rechnen würde. Die Ford Werke sind jetzt ein Ort der deutschen Demokratiegeschichte.

Die Vorstellung

Am 28. Oktober organisierte die Stiftung in der Deutschen Nationalbibliothek ein Pressegespräch bei dem sich fünf Förderprojekte der Stiftung vorstellen konnten. Wir sind sehr stolz, dass Baha und die wilden 70er als eines dieser fünf Projekte auserwählt war.
Wir sind zu der Pressekonferenz als Team erschienen, was anerkennend wahrgenommen wurde: Nedim Hazar und Ruddi Sodemann als künstlerische Verantwortliche des Musicals, ich als Beraterin in politischen Fragen, Dr. Witich Roßmann, Vorsitzender des DGB Köln und Dr. Fessoum Ghirmazion, IG Metall Frankfurt.

Dr. Lale Akgün und Nedim Hazar, Nationalbilbiothek Frankfurt, 28.10.2024. Foto Alexander Paul Englert
Dr. Lale Akgün und Nedim Hazar, Nationalbilbiothek Frankfurt, 28.10.2024. Foto Alexander Paul Englert
Pressegespräch Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, Frankfurt, 28.10.2024. Foto Alexander Paul Englert
Pressegespräch Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, Frankfurt, 28.10.2024. Foto Alexander Paul Englert
Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident a.D. beim PK der SODG, Frankfurt, 28.10.2024. Foto Alexander Paul Englert
Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident a.D. beim PK der SODG, Frankfurt, 28.10.2024. Foto Alexander Paul Englert
Dr. Kai-Michael Sprenger Direktor, Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, Frankfurt, 28.10.2024. Foto Alexander Paul Englert
Dr. Kai-Michael Sprenger Direktor, Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, Frankfurt, 28.10.2024. Foto Alexander Paul Englert
Dr. Lale Akgün und Nedim Hazar, Nationalbilbiothek Frankfurt, 28.10.2024. Foto Alexander Paul Englert

Unsere Idee hinter dem Projekt

Der Fordstreik ist ein Paradigmenwechsel in der Einwanderungsgeschichte der Türken; zum ersten Mal wollen sie für ihre Rechte kämpfen, sie verstehen sich als handelnde Subjekte und nicht als importierte Arbeitskräfte.

Es mag sein, dass 1973 dieser Streik als ein “Türkenstreik“ wahrgenommen wurde; heute, 50 Jahre später, ist dieser Streik Teil der deutschen Streik- Geschichte. Es ist ein Kampf derer von ganz unten, um es mal mit den Worten des deutschen Journalisten Günther Wallraff auszudrücken.
Der Ford Streik ist aber auch ein Beispiel für die Geburtsschmerzen des neuen Deutschland mit seiner Einwanderung, seiner Wiedervereinigung und seinen veränderten Verhältnissen.

Gerade das republikanische Verständnis vom Deutschsein, dass sich nicht mehr auf die ethnische Herkunft bezieht, sondern auf den Citoyen als Bürger ist ein wichtiger Transformationsprozess. Uns ist klar, dass diese gesellschaftliche Veränderung nicht bei allen auf Gegenliebe stößt, ja in rechten Kreisen geradezu Empörung auslöst.

Umso wichtiger ist es, die Anfänge dieser Transformationsprozesse zu betrachten. Ein Beispiel dafür ist der wilde Streik bei Ford in Köln.
Mit Mitteln der Kunst wollen wir in unserem Musical diesen Streik aufarbeiten und damit den Weg ebnen in die Zukunft, in dem alle Menschen Teil der Demokratiegeschichte werden.

Ein wunderbarer Crossover Effekt

Gemeinsam mit Baha und die wilden 70er hat sich das Projekt „1832. Das Fest der Demokratie“ vorgestellt, das von der Stiftung Hambacher Schloss durchgeführt wird. Das Schloss Hambach spielt – neben der Paulskirche in Frankfurt - in der deutschen Demokratiegeschichte eine tragende Rolle. Während jedoch die Paulskirche für die parlamentarische Arbeit der ersten deutschen Nationalversammlung steht, ist das Hambacher Schloss die Wiege der deutschen Demokratie und steht unter anderem für Versammlungs- und Meinungsfreiheit und mehr Bürgerrechte. Was liegt also näher als unser Musical Baha und die wilden 70er im Hambacher Schloss aufzuführen?